Coach und Elternteil zugleich – wie soll das funktionieren?
In unserem Podcast taucht dieses Thema immer wieder auf. Selbst sind wir auch Trainer eines Jugendteams, in dem unser eigenes Kind spielt. Dabei sind wir ständig auf der Suche nach den besten Trainings-Tipps und Strategien, um sowohl die Spieler als auch uns selbst weiterzubringen.


Reinier Sierag
In unserem Podcast taucht dieses Thema immer wieder auf. Wir selbst sind auch Coach eines Jugendteams, in dem unser eigenes Kind spielt. Dabei sind wir ständig auf der Suche nach der richtigen Balance. Die Doppelrolle als Papa/Mama und Coach ist oft nicht einfach, kann aber auch richtig schön sein und der Eltern-Kind-Beziehung eine ganz neue Dimension geben. Es ist die perfekte Gelegenheit, sich mit den tollen Seiten des Lebens zu beschäftigen und zusammen Quality Time zu genießen.
Die Balance zwischen streng und locker sein für dein eigenes Kind auf dem Spielfeld ist oft eine Herausforderung. Für den jeweiligen Sohn oder die Tochter ist das manchmal einfach nur verwirrend. Du hast nicht nur diese Doppelrolle, das Kind hat sie auch: als Spieler und als Sohn/Tochter. Die Regeln auf dem Feld und der Umgang im Team sind nicht immer gleich wie zu Hause, und die Aufmerksamkeit des Coaches muss auf mehr Kids verteilt werden als am Küchentisch. Kurz gesagt, auf dem Feld kannst du folgende Rollenverteilung haben:
- Elternteil – Kind
- Elternteil – Spieler
- Coach – Kind
- Coach – Spieler
Und zwischendurch wird auch noch munter durchgewechselt. Verstehst du da noch durch? Zum Glück hat das menschliche Gehirn eine super entwickelte Fähigkeit, bei der der Rollenwechsel oft ganz geschmeidig vonstattengeht – so geschmeidig, dass er sogar unbewusst passiert.
Hilfe, indem du bewusster wechselst
Spieler, die Schwierigkeiten mit diesem Wechsel haben, kannst du unterstützen. Das gelingt, indem du es klarer machst. So wie Ärzte in der Pflege andere Kleidung tragen, ist das bei uns Coaches natürlich genauso. Bei uns funktioniert es persönlich so, dass sich unsere Rollen ändern, sobald wir das Feld in Spieler- oder Coachkleidung betreten und andere Spieler ins Rampenlicht rücken. Unbewusst, aber hier kannst du mit deinem Kind auch bewusst einen kleinen Moment daraus machen.
Ein weiterer Tipp ist: Sag es ihnen einfach. Sprich mit deinem Kind darüber. Falls es beim Training mal untergeht oder unklar ist, nimm es dir kurz beiseite und sprich es an.
Coach, Trainer, Papa, Reinier… wie nennst du dich eigentlich?
Hört man oft „Mama“ oder „Papa“, dann steckt der Spieler noch in der Kind-Rolle – oder sie wissen einfach nicht, wie sie dich anreden sollen. Ich lasse das bei mir ein bisschen so laufen, weil ich es auch kompliziert finde. Für mich ist es völlig in Ordnung, mit „du“ und meinem Vornamen angesprochen zu werden. Aber dass das eigene Kind mit dem Vornamen statt „Papa“ angesprochen wird, finden nicht alle so locker…
Vielleicht ist das einfach Gewöhnungssache. Ich merke auch, dass viele Kids am Anfang „Meister“ sagen. Kids, die gerade aus dem Schwimmkurs, Fußball oder der Schule kommen, nutzen „Meister“ oft als Standard-Anrede. Das klappt eigentlich prima, aber während ich diesen Artikel schreibe, fällt mir auf, dass das Einbinden dieser Spieler ins Team noch besser klappen könnte – weil ich das nicht ganz genau erklärt habe.
Bevorzugen oder benachteiligen
Das eigene Kind zu bevorzugen oder zu benachteiligen ist nicht fair und auf lange Sicht auch sicher nicht im Sinne des Kindes. Du hast bestimmt deine eigene Meinung dazu, wie man das am besten handhabt, aber wie erleben es andere? Berücksichtigst du das oder eher gar nicht? Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass wenn du zu sehr darauf achtest, dein eigenes Kind eher benachteiligst als bevorzugst. Das erzählte Peter Koelemij auch als Anekdote in #1 Nostalgie mit Peter Koelemij über das Coachen seines eigenen Sohnes. Und wenn du dir überhaupt keine Gedanken darüber machst, sieht man oft, dass das Kind dann doch bevorzugt wird. Unser Tipp: Sei dir dessen bewusst, aber übertreib es nicht, denn das kann lähmend wirken.
Ja, hatten wir schon gesagt, dass das eine echte Herausforderung ist
Praktisches Beispiel 1: Aufstellung für das Spiel
Als Coaches behalten wir im Kopf (wenn es um die Aufstellung geht), wer im letzten Spiel (pro Inning) auf der Bank saß, wer in der Aufstellung stand und auf welcher Position. Darauf basieren wir dann die Positionen im nächsten Spiel. Ganz praktisch und so fair wie möglich. Aber während ich das schreibe, merke ich auch, dass diese Methode nicht wasserdicht ist. Neue Spieler – wie geht man da am besten mit um? Und was ist mit speziellen Positionen wie Pitcher und Catcher? Man könnte das Ganze noch ausgeglichener mit einer Excel-Tabelle machen.
Praktisches Beispiel 2: Ansprechen
Unsere Vereinbarung unter den Coaches ist, unsere eigenen Kids so wenig wie möglich zu korrigieren, falls mal was schiefgeht. Dann greift der andere Coach ein und spricht mit dem Kind. Die Kids merken sowieso, wenn sie etwas Cooles oder weniger Cool gemacht haben. Die Spannung, die entsteht, wenn dann der eigene Papa und Coach einen kritisiert, kommt oft nicht gut an, weil da gleich zwei Rollen miteinander kollidieren. Das ist für einen selbst schwer zu managen und erst recht schwer, es als Kind gut aufzunehmen.
Bleib am Ball, lerne immer weiter
Eine Mutter kommt auf dich zu und sagt, dass ihre Tochter weniger Spielzeit bekommt als die anderen… Ein Kommentar, dass das eigene Kind bevorzugt wird. Wie reagierst du darauf? Denn das wird dir passieren. Sei vorbereitet. Bleib aufmerksam. Bleib lernbereit.
Das goldene Ei haben wir noch nicht gefunden, aber wir sind dabei, es zu entdecken. Lerne mit uns und höre unseren Podcast!
Der Beitrag Coach und Elternteil gleichzeitig, wie soll das gehen? erschien zuerst auf Coach Ball.